Funktionsdiagnostik und –therapie
Funktionsstörungen des Kausystems: Craniomandibuläre Dysfunktion
Funktionsstörungen des Kausystems werden als Craniomandibuläre Dysfunktion kurz CMD bezeichnet. Nach Karies und Parodontitis gehört CMD zu den häufigsten Erkrankungen im oralen Bereich. Folgt man den epidemiologischen Studien der letzten 50 Jahre, so weisen 50 bis 70 % der Bevölkerung ein oder mehrere Symptome einer craniomandibulären Dysfunktion, also einer funktionellen Störung an Zähnen, Parodontien, der Kaumuskulatur oder den Kiefergelenken auf.
Lesen Sie hierzu die Pressemeldung:
Sieben Jahre schlimme Schmerzen, weil der Zahnarzt pfuschte?
Folgende Symptome können einen Hinweis auf eine Craniomandibuläre Dysfunktion sein:
Zahnhartsubstanzverluste (Attritionen, keilförmige Defekte), Veränderungen am marginalen Parodontium (Rezessionen, McCall-Girlanden u. a.), Veränderungen im Funktionszustand der Kaumuskulatur wie beispielsweise Verspannungen, Druckempfindlichkeit oder Hypertrophie sowie Symptome an den Kiefergelenken wie Knacken, Reiben und Bewegungseinschränkungen.
All diese Symptome können mit Schmerzen verbunden sein, was immer ein Grund ist, (funktions-) therapeutisch tätig zu werden.
Verschiedene Studien der letzten Jahre haben gezeigt, dass eine Craniomandibuläre Dysfunktion (CMD) im Sinne einer behandlungsbedürftigen Erkrankung vorliegt, wenn mehr als drei Symptome gleichzeitig auftreten.
Das wären ca. 5 bis 15 % der mit diesen Symptomen behafteten Personen, was in Deutschland einer Zahl von ca. 4 bis 8 Millionen Menschen entspricht.
Funktionsstörungen im Kausystem - Diagnose
Als häufigste Ursache für Craniomandibuläre Dysfunktionen (CMD) werden psychosoziale Einflüsse in Form von Stress, okklusale Störungen und lokale Reaktionen der Gewebe verantwortlich gemacht, die meist auf eine hohe Belastung durch Pressen und Knirschen zurückgeführt werden können.
Grundlage für die Erkennung und Behandlung der craniomandibulären Dysfunktion ist die klinische und instrumentelle Funktionsanalyse. Diese wird u.a. mit Hilfe einer elektronischen Axiographie (Zebris JMA System) durchgeführt, bei der alle Parameter digital erfasst werden.
Auf Basis dieser Untersuchungsergebnisse kann die Beurteilung des gesamten Kausystems auf seinen funktionellen Zustand erfolgen. In den letzten Jahren sind allein durch die elektronische Vermessung große Fortschritte auf Basis wissenschaftlicher Untersuchungen erzielt worden, die es erleichtern, eine CMD zu erkennen und zu therapieren.
Craniomandibuläre Dysfunktion - Therapieformen
Das therapeutische Vorgehen bei Vorliegen einer CMD gliedert sich in mehrere Schritte, nämlich die initiale, die kausale und die definitive Therapie.
Initiale Therapie bei CMD
Zur initialen Therapie (auch symptomatische Therapie) gehört die Schmerzausschaltung durch Verabreichung von Medikamenten sowie Anwendung von physikalischen und physiotherapeutischen Maßnahmen.
Kausale Therapie bei CMD
Zur kausalen Therapie zählen Maßnahmen, die die Ursache einer CMD beseitigen sollen, was hauptsächlich durch die Eingliederung von Okklusionsschienen erreicht wird. Auch physiotherapeutische, psychologische und andere medizinische bzw. zahnmedizinische Verfahren können je nach gestellter Diagnose in der kausalen Therapie eingesetzt werden.
Definitive Therapie bei CMD
Die definitive Therapie dient dazu, den z. B. in der Schienentherapie hergestellten Zustand zu stabilisieren, etwa durch Einschleifmaßnahmen, Rekonstruktionen des Gebisszustandes sowie kieferorthopädische und auch kieferchirurgische Maßnahmen.